Der Faire Handel hat längst Eingang in die Schulen gefunden. Es gibt Schülerfirmen, die fair gehandelte Produkte am Schulkiosk verkaufen, AGs zum Thema oder Schulumweltläden. Viele Schulen davon nehmen regelmäßig an Fairtrade-Aktionen teil.

Woher kommt meine Pausensnack – Banane?
Fragen wie „Woher kommt meine Pausensnack – Banane?“, „Wer baut den Kakao in meinem Schokoriegel an?“ oder „Was kann man tun, damit die Bauern in armen Ländern bessere Lebensbedingungen haben?“ werden in Fairtrade-Schools gestellt und beantwortet.
Am 17. Oktober 2018 fand in Ulm, im Schulzentrum St.Hildegard, eine Fairtrade-Schools-Werkstatt statt, in der sich Schüler aus verschiedenen Schularten über dieses Thema ausführlich informieren konnten, indem sie an unterschiedlichen Workshops teilnahmen. Die drei Schülerinnen Helin Akar, Msgnet Drar und Jannika Hott aus der Global Studies Klasse 13/5 des internationalen WGs (WGI) nahmen gemeinsam mit ihrer Lehrerin Heike Lenz an diesem Event teil.
Nach der Begrüßung durch Maria Gießmann von der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg wurden die Schüler auf vier verschiedene Stationen eingeteilt, die jeder in zeitlicher Abfolge durchlaufen sollte.
Station 1 Schicksalsrad – Lebenschancen hier und anderswo
Bei der ersten Station „Schicksalsrat – Lebenschancen hier und anderswo“ lernte man mithilfe eines Rollenspiels, dass jedes Land andere Lebenschancen bietet. Ein Kind in Peru hat zum Beispiel schlechtere Chancen als ein Kind, welches in Deutschland aufwächst. Indem man Fairtrade Produkte kauft, kann man den Menschen in Entwicklungsländern helfen, bessere Lebenschancen zu schaffen.
Station 2 Woher kommt mein Handy?
In der Station 2 wurde uns zuerst ein kleiner Videoclip über die Entwicklung des Handys vorgeführt. Der Clip beinhaltete Themen wie: Welche Rohstoffe benötigt man für die Herstellung des Handys? Unter welchen schlimmen Bedingungen arbeiten die Mitarbeiter und wie wird das Handy vermarktet? Danach wurden wir in unterschiedliche Gruppen eingeteilt und jede Gruppe bekam einen Charakter zugeteilt. Später trugen wir ein Rollenspiel vor und diskutierten, wie man die Fertigung des Smartphones verbessern kann.
Station 3 Kleidertausch-Fotobox
An der dritten Station wurden wir über verschiedene Methoden informiert, wie man nachhaltiger konsumieren kann, vor allem in Bezug auf Kleidung. Beispielsweise kann man in Secondhand-Läden gehen oder Kleidertauschpartys organisieren. Anschließend durften wir mit den anderen Teilnehmern die mitgebrachten eigenen Kleidungsstücke austauschen und Fotos machen.
Station 4 Fair und lecker? Blindverkostung
Nachdem wir uns einen kurzen Film über die schlechten Arbeitsbedingungen der Kakaobohnenanbauer in Südamerika angeschaut hatten, durften wir verschiedene Schokoladen blind verkosten und uns anschließend dafür entschieden, welche Schokolade unserer Meinung nach die leckerste ist und bei welcher wir denken, dass sie eine „Fairtrade“-Schokolade ist.
Lehrerworkshops
Während also die Schülerinnen ihre Workshops besuchten, informierten sich auch die Lehrer in zwei Workshops zu den Themen „Wie wirkt Fairer Handel vor Ort?“ und „Durchblick im Siegel-Dschungel“. Saron Cabero aus Equador und Raquel Cayapa aus Bolivien veranschaulichten auf eindrucksvolle Weise den historischen Weg der Kakaobohne ausgehend von den Inkas in Südamerika, über die Azteken in Mittelamerkia und schließlich aufgrund von Kolonialherrschaft den Weg nach Spanien. Am Beispiel der Kallari Futuro, einer Kakaobohnenkommune in Südamerika, wurden wir darüber informiert, wie Fairer Handel funktionieren kann. Interessant war zudem der Vergleich zur Schokoladenproduktion als Massenprodukt und die Aufsplittung der Kosten am Beispiel einer Schokoladentafel.

Die Eine-Welt-Regionalpromoterin Kisten Tretter hielt einen Vortrag über den „Siegel-Dschungel“ und referierte kritisch über Fairtrade-Siegel und andere umweltschonende, nachhaltige Bio-Siegel und deren Kriterien für ihre Zertifizierung, was für den Verbraucher von großem Interesse sein kann.
Wie kann man Fairtrade-Schule werden?
Seit 2014 können baden-württembergische Schulen, die alle fünf maßgeblichen Kriterien erfüllen, die Auszeichnung „Fairtrade-School“ erhalten. Dazu gehören ein Team aus mindestens fünf Personen bilden, zusammengesetzt aus Schülern, Eltern und Lehrern; zudem einen Fairtrade-Kompass erstellen; eine Auswahl an fair gehandelten Produkten an der Schule verkaufen, Fairtrade als Unterrichtsthema in den Lehrplan integrieren und Aktionen zum fairen Handel durchführen. Unterstützung erhalten Schulen von der Fairtrade-Schools Kampagne.
Was läuft bereits?
Schüler aus mehreren Schulen in Baden-Württemberg präsentierten an diesem Tag ihre an den Schulen stattfindenden Aktionen, wie beispielsweise ein Schüler-Cafe, in dem Fairtrade-Produkte verkauft werden und deren Erlös einem sozialen Projekt zugutekommt, oder einen Weltladen an einer Schule in Mannheim, der Fairtrade-Produkte verkauft.

Auch die GvSS hat nicht nur aufgrund des Unterrichtsfachs Global Studies, das genau diese Problematik zum Inhalt hat, großes Interesse daran, Fairtrade-School zu werden. Fairer Handel und fair produzierte Waren gehen alle Konsumente etwas an, da durch das eigene Kaufverhalten Veränderungen stattfinden können.
