BKWI aktuell Fahrt nach Brüssel aka Bruxelles aka Brussels

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erleben. Die BKWI 2er erlebten eine Menge. Es ging in das Herz Europas.

22.09.19

6:45 Uhr: Heilbronn Busbahnhof – müde, aber gut gelaunte Gesichter begrüßen in diesen frühen Stunden die begleitenden Lehrer. Die Reise der Klassen des BKWI2 nach Brüssel startet. Im hochmodernen Bus mit unserem grandiosen Busfahrer Ingo vergeht die ca. siebenstündige Busfahrt fast wie im Flug. In Brüssel angekommen, geht ein Raunen durch die Schülerschaft: Terroranschlag in Brüssel. Glücklicherweise handelte es sich um die Fehlnutzung des Mediums Smartphone. Alle wesentlichen Hauptstraßen sind aufgrund des autofreien Sonntags mit vielen Festmeilen in der Innenstadt gesperrt. In Kombination mit der traurigen Internetschlagzeile von vor drei Jahren ergab sich dieser fatale Irrtum. Der Umgang mit Informationen aus dem Internet muss wohl im Nachgang nochmal geübt werden.

Die Aufregung hat sich gelegt und das erste Ziel ist erreicht. Das Atomium, das Wahrzeichens Brüssels, bietet einen umfassenden Blick auf die Hauptstadt Belgiens. Gleichzeitig dient es als Ausstellungsort. Der Rundgang – kreuz und quer zu den einzelnen Atomen – zeigt Exponate anlässlich des Todestags des Künstlers Pieters Bruegel, einem der bekanntesten Maler der „niederländischen Renaissance“. Im Anschluss gibt es noch, sehr zum Wohlwollen der Schüler, etwas Freizeit. Für manche beginnt bereits hier der erste Muskelkater aufgrund des für viele ungewohnten Treppauf auf und Treppab.

Zum Glück kommt keine Langeweile auf, denn am Atomium befindet sich die Zielmeile der Fahrradstrecke des autofreien Sonntags mit vielen interkulturellen europäischen Aktionsständen und Live-Bühne. Man erkennt sofort die soziokulturelle Vielfalt Belgiens, die sich auch in den mehrsprachigen Schreibweisen des Stadtnamens widerspiegelt (siehe Überschrift) und die auch in den kommenden Tagen viele Eindrücke hinterlassen wird.

Im Anschluss ist der Check-In in unserem Hotel Meininger im Quartier Molenbeek. Nach einer kurzen Unterweisung werden die Schüler in den Abend entlassen. Der zweite Ausflugstag kann kommen.

23.09.19

„Das Schöne am Frühstück ist die Frühe…“ – naja, zumindest für einige Wenige. Ab 7 Uhr ist dies möglich, bevor dann um 08:15 Uhr der Tagesausflug auf dem Programm steht. Wir werden bereits von drei Stadtführern erwartet. Das Hotel Meininger befindet sich am Rand des Quartiers Molenbeek direkt am „Mühlenkanal“. Molenbeek, da war doch was? 2015 hat sich dieser Stadtteil in das kollektive Gedächtnis gebrannt aufgrund der Anschläge in Paris 2015, da einige der Attentäter hier wohnten. Die Kunstszene verarbeitete mit zahlreichen Graffitis die damit verbunden negativen Assoziationen, um die ambivalentere Wirklichkeit aufzuzeigen.

Brüssel selbst hat über 1.2 Mio. Einwohner, was etwa ein Zehntel der Gesamtbevölkerung Belgiens darstellt. Mehr als die Hälfte davon sind nicht in Belgien geboren.

Wir überschreiten die Brücke zum Stadtzentrum. Auffallend ist sofort die einzigartig erhaltene Vielfalt an architektonischen Einflüssen. Brüssel hatte im zweiten Weltkrieg das Glück, nicht das Schicksal vieler Großstädte zu teilen und blieb weitestgehend unzerstört. Die Stadtführer zeigen einen bunten Mix aus Straßenkunst und Gebäuden – ein Längsschnitt der Stadtgeschichte bis zur Gegenwart: Reste der Stadtmauer, der alte Fischmarkt, die Fassaden eines Händlers tropischer Früchte, Stolpersteine, Wallfahrtskirche (Jakobsweg) und vieles mehr.

Highlights sind das weltbekannte Schokoladenviertel mit Preisen bis zu 90 Euro das Kilo, der königliche Palast sowie das Manneken Pis, ein Brunnen mit dem Motiv eines pinkelnden Jungen (Nationalsymbol), der ein paar Mal im Jahr sehr zur Freude der Touristen und Einwohner Bier pinkelt.

Das Ende der Tour führt zum Grand Place. Hier im Stadtzentrum wimmelt es nur so vor Touristenläden mit belgischen Waffeln, belgischen Pommes und Schokolade, damit jeder auch unbeschadet durch die Mittagspause kommt.

Die zweite Tageshälfte führt uns nach Antwerpen, der größten Hafenstadt Belgiens und dem zweitgrößten europäischen Hafen nach Rotterdam. Zunächst geht es knapp eineinhalb Stunden mit einem Guide und unserem Bus durch das weitläufige Industriehafengebiet, welches in den Mündungsarmen der Schelde liegt. Von hier werden Waren weitläufig in das Hinterland (Radius 600km) transportiert. Hier werden uns viele technische Details der Logistikbranche vermittelt. Wir sehen eine Schiffspassage durch die größte Schleuse der Welt, mit hochgeklappten Brücken. Danach erkunden wir die Innenstadt Antwerpens. Einige erreichen sogar das Diamantenviertel, welches der größte Umschlagplatz von Diamanten weltweit ist. Spät abends geht es mit dem Bus wieder nach Brüssel. Das nächste Highlight kann kommen.

24.09.19

Nach dem Frühstück machen wir uns mit dem Bus auf den Weg zum EU-Parlament. Zunächst besuchen wir das sogenannte EU-Parlamentarium, eine interaktive Ausstellung über die Geschichte der EU. Für zukünftige Besucher sei gesagt, dass man hier mehr als einen halben Tag verbringen kann, um all die zur Verfügung gestellten Podcasts, Videos und Infos zu verarbeiten.

Danach erwartet uns auch schon Rainer Wieland, einer der vierzehn Vizepräsidenten des EU-Parlaments, gebürtig in Stuttgart und zuständig für unsere Region. Ein schnelles Foto vor dem EU-Hintergrund und einen Abstecher zum Plenarsaal des Parlaments später, erhalten wir von Herrn Wieland einen sehr interessanten Einblick in sein Tätigkeitsfeld sowie einige unterhaltsame Anekdoten aus seiner Politkarriere. Leider ist der Terminkalender eines solch hochrangigen Politikers derart voll, dass nach einer kurzen Fragerunde auch schon wieder Abschied genommen werden muss.

Am Nachmittag geht es dann in zwei Gruppen weiter. Während die eine Gruppe nun ausreichend Zeit hat, um zu shoppen oder einfach das vielfältige kulinarische Angebot zu genießen, heißt es für die andere Gruppe powern. Bei einer Mountainbike Tour geht es für den ein oder anderen an seine körperliche Grenze, denn der Trail ist durch den ganztätigen Regen extrem rutschig und schlammig. Bei jeder Menge Spaß und Action steht schnell fest, dass das Duschen sich heute auf jeden Fall lohnen wird.

25.09.19

Heute ist Brügge-Tag. Brügge liegt etwa 100 km nordwestlich von Brüssel und gilt als das Venedig des Nordens. Während beim regnerischen Stadtrundgang ein Highlight das andere jagt, können wir am Nachmittag viele Sehenswürdigkeiten sowie die architektonische Vielfalt nochmals per Bootsrundfahrt auf den Grachten neu entdecken. Man weiß bei Brügge gar nicht, was man als erstes berichten soll. Der tolle Marktplatz, das Stadthuis in Flammengothik, der Belfort,… Am besten ist, Sie klicken einmal hier.

Was ist eigentlich über die Abende zu berichten? Eigentlich nicht viel, denn aus Lehrersicht verhielten sich alle super. Außer vielleicht, dass die Lehrer einfach stärker am hoteleigenen Tischkicker bzw. Billardtisch sind. :b

26.09.19

Der letzte Tag in Brüssel ist angebrochen. Ohne große Umschweife geht es nach dem Frühstück und dem reibungslosen Check-Out nochmal zur jeweils finalen Etappe. Entsprechend der Vorauswahl kann entweder das Comic-Museum oder eine Chocolaterie besucht werden.

Belgien ist das Comic Land Nr.1 in Europa. Neben Tim und Struppi, Spirou & Fantasio, Die Schlümpfe oder Lucky Luke gibt es noch viele weitere große und tausende kleine Helden, denn das Comiczeichnen scheint auch gewissermaßen eine Art Volkssport zu sein. In Brüssel liegt das europäische Zentrum, in welchem auch bekannte französische und deutsche Comiczeichner und Schriftsteller lernten und Ideen sammelten. Museumsführer Paul zeigt mit viel Witz und Energie die Geschichte der Entstehung eines Comics und präsentiert darüber hinaus viele interessante Details innerhalb der Comics unserer Alltagshelden, die beim Lesen nicht sofort ins Augen fallen und somit für einige Aha-Effekte sorgen.

Was wäre Belgien ohne seine Schokoladenmanufakturen? Auf jeden Fall weniger süß. Und so macht sich die zweite Gruppe auf zu einer kleinen, aber feinen Chocolaterie. Dort lernen wir das Schokoladenhandwerk kennen und sehen bei der Herstellung diverser Pralinen zu. Natürlich bekommen wir auch zahlreiche Kostproben und erfahren etwas über die Geschmacknuancen aufgrund der unterschiedlichen Kakaoanbaugebiete. Und dann hieß es auch schon wieder: „Au Revoir Bruxelles, welkom Heilbronn“.