BKWI aktuell Lernfabrik

Im Rahmen der Kooperation zwischen der GvSS und der Wilhelm-Maybach-Schule (WMS) Heilbronn wurden gemeinsame Aktivitäten im Projekt "Lernfabrik" vereinbart.

17. Juli 2025#GvSS, Aktuelles, BKWI, Lernfabrik

Herr Markus Sütterlin, der betreuende Lehrer der Schüler der Fachschule für Technik mit dem Schwerpunkt Automatisierungstechnik/Mechatronik, hat bei der GvSS angefragt, einen Workshop zum Thema ERP (Enterprise-Resource-Planning-System) zu erhalten. Im Bildungsplan haben die Techniker zwar das Fach Betriebswirtschaftslehre, jedoch kommt in diesem das Thema ERP nicht vor. Die Schüler arbeiten an der Weiterentwicklung der Lernfabrik und erstellen darüber teilweise ihre Abschlussarbeiten. Da der nächste Schritt die Vernetzung des Maschinensystems (Lernfabrik) über eine Schnittstelle mit einem ERP-System umfasst, ist das Verständnis kaufmännischer Prozesse mithilfe geeigneter Software für die Schüler von zentraler Bedeutung.

 

Herr Karlheinz Reichert, betreuende Lehrkraft der Lernfabrik an der GvSS, übernahm die Durchführung des Workshops. Er unterrichtet im Rahmen des Fachs BWL im Berufskolleg Wirtschaftsinformatik das Thema ERP. Zunächst erläuterte Herr Reichert die theoretischen Grundlagen einer Vernetzung zwischen einem ERP-System und einem Maschinensystem.

 

Ein ERP-System (Enterprise-Resource-Planning-System) ist eine Software, die sämtliche in einem Unternehmen ablaufenden Geschäftsprozesse unterstützt. Es setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen, wie z. B. Finanzmanagement, Produktion, Einkauf und Verkauf. Diese Module verfügen allesamt über dieselbe Datenbasis und kommunizieren untereinander. So ist eine effiziente Prozessplanung, -steuerung und -kontrolle über alle Ebenen und Abteilungen eines Unternehmens hinweg möglich.

Ein ERP-System kann die Kommunikation und die Prozesse zwischen Mensch und Maschine bedeutend erleichtern. Darin liegt jedoch auch ein Nachteil des Systems, denn Enterprise Resource Planning muss zwangsläufig die Komplexität der Software reduzieren, damit sie für den Menschen übersichtlich genug bleibt. Dadurch können die Systeme nicht alles bis ins letzte Detail darstellen. Dafür benötigt ERP eine Partner-Software, die speziell für die Fertigung konzipiert ist: MES-Systeme (Manufacturing Execution System).

 

Genau wie bei ERP-Systemen geht es bei MES-Lösungen um die automatische Übermittlung von Daten. Natürlich existieren auch Funktionen, die beide Systeme abdecken, vor allem beim Material- und Personalmanagement. Der wesentliche Unterschied besteht allerdings in der Kernfunktion der beiden – oder knackig formuliert: Auftragsdaten (ERP) vs. Produktionsdaten (MES). Dadurch haben die beiden Systeme das Potenzial einer idealen Symbiose im Bereich der Produktionsplanung.

 

Nach dieser Theorie-Phase begann der praktische Teil des Workshops. Herr Karlheinz

Reichert (GvSS) und Technik-Schüler der WMS beim gemeinsamen Arbeiten mit der

ERP-Software Navision Dynamics.

Die Techniker-Schüler mussten sich mithilfe der ERP-Software Navision Dynamics einen grundlegenden exemplarischen Ein- und Überblick über das fiktive Unternehmen HaRo GmbH anhand einer Reihe von Geschäftsdaten verschaffen.

 

Aufgrund eines vorliegenden Kundenauftrags über den Artikel „Büroschere“ erkannten die Schüler, dass

aufgrund fehlender Bestände ein Fertigungsauftrag erforderlich ist.

Anschließend wurde die Bedeutung einer Erzeugnisstruktur für Artikel thematisiert und Stücklisten in der ERP erstellt. Ebenso mussten die Schüler Arbeitspläne mit den Arbeitsgängen sowie Bearbeitungszeiten der verschiedenen Komponenten anfertigen.

Aufgrund des vorliegenden Kundenauftrags wurden nun die Bedarfsplanung für die Einkaufs- und Fertigungskomponenten sowie simultan die Terminplanung durchgeführt. Es wurden Bestell- und

Produktionsvorschläge im System erzeugt.

 

Nach Eintreffen der bestellten Einkaufskomponenten konnte mit der Produktion der Büroschere begonnen werden. Hierzu musste der fest geplante Fertigungsauftrag zunächst für die Fertigung freigegeben werden. Schritt für Schritt wurden dann die Fertigmeldungen der Baukasten-Artikel im System eingebucht.

Abschließend erfolgte die Auslieferung des Auftrags der Büroscheren mit gleichzeitiger Rechnungsstellung an den Kunden.

Am Ende des Workshops erhielt Herr Reichert als kleines Dankeschön für den Workshop ein Buch über die Lernfabrik. Foto, v.l.n.r.: Herr Karlheinz Reichert (GvSS) und Herr Markus Sütterlin (WMS).

Da die Technik-Schüler sich sehr interessiert am Workshop zeigten, soll dieser im kommenden Schuljahr wiederholt und um weitere Aktivitäten ergänzt werden.